Ich schaute unzählige YouTube Videos
Weil ich neben dem Kilimanjaro keinerlei Erfahrung mit Höhenbergsteigen hatte wollte ich sehen, was mich auf dem Aconcagua erwarte. Deshalb las ich viele Reiseberichte und schaute 40-50 Aconcagua Videos auf YouTube. Ich achte auf allerlei Details wie Bergstiefel, Kleidung und Nahrung. Ich wollte auch sehen wie die Strecke und das Campleben aussehen. Insbesondere achtete ich auf die Passage, die als besonders schwierig bekannt sind. Dabei wurde ich wirklich enttäuscht. Die meisten Videos auf YouTube zeigen die ersten Tage, die Camps, die Pausen auf dem Weg nach oben und den Gipfel. Es ist nahezu unmöglich jemanden zu finden, der in der Canaleta während des Aufstiegs filmt. Dies hat mich angespornt meinen eigen Film zu drehen. In meinem Video zeige ich möglichst viele Details der Expedition und alle Schlüsselstellen aus verschiedenen Perspektiven. Mein Ergebnis teile ich mit Euch stolz im Aconcagua Dokumentation teil.
Physisches Training
Ich bin kein Bergsteiger jedoch laufe ich im Moment 30-40km in der Woche und habe Marathonerfahrung. Einige Monate vor der Expedition stellte ich teile meines Lauftraining auf Wandern um. Ich lebe in einem Gebiet mit kleineren Hügeln bis 465m und hatte während der Vorbereitung kaum eine Gelegenheit in höheren Bergen zu trainieren. Deshalb nutzte ich jede Erhebung um mein Zuhause, um mich auf und ab zu bewegen. Während der 12 Monate vor der Expedition lief ich 930km und wanderte 620km. Das waren zusammen 1.550km mit einem Gesamtanstieg von 31.000m. Die meisten Wanderaktivitäten legte ich mit meinem Aconcagua Rucksack und 20-30kg Ballast zurück.
Mentales Training für den Aconcagua
Die Erfolgsquote auf dem Aconcagua liegt bei ca. 30%. Das Wetter und die individuelle Fitness sind zwei wichtige Faktoren. In der Regel führen diese beiden in Kombination mit den Auswirkungen der Höhe auf den Körper und Geist zu einem Misserfolg. Die meisten Bergsteiger können im Vorfeld nicht den Umgang mit dem niedrigen Sauerstoffpartialdruck, der mit der Höhe exponentiell abnimmt trainieren. Dieser Beträgt auf einer Höhe von 5.000m (erstes Aconcagua Hochlager [Canada]) nur noch die Hälfte vergleichen mit dem Wert auf Meereshöhe.
Bereits auf dem Kilimanjaro habe ich scheiternde Ultramarathonläufer und übergewichtige Kettenraucher, die den Gipfel erreichten, gesehen. Die Fähigkeit, sich an die Höhe anzupassen ist absolut individuell, nicht von der Fitness abhängig und kann auch nicht trainiert werden. Deshalb kombinierte ich meine intensive körperliche Vorbereitung mit einem Mentaltraining. Mein Mentaltraining für den Aconcagua war in der Regel ein aerobes Training in Verbindung mit einem Ziel, welches die meisten meiner Freunde als bekloppt bezeichnen würden. Zum Beispiel ging ich nachts 8-9h alleine im Wald (hügeliges Gelände) wandern. Für die meisten wäre das schon verrückt genug. Nebenbei gemerkt war das Ganze nicht unsicher, weil alles in der Nähe der Zivilisation auf ausgewiesenen Wanderwegen passierte und mein Handyakku immer geladen war (incl. Livetracking an). Der wirklich verrückte Teil, der das Ganze für mich zum Mentaltraining machte war die Tatsache, dass ich praktisch ständig im Kreis lief. Das bedeutet, dass ich alle 45Min an meinem Auto vorbei kam und praktisch jederzeit die Möglichkeit hatte die Übung abzubrechen und nach Hause zu fahren. Anstatt das zu tun ging ich immer und immer weiter. Die ersten 4-5 Runden waren in der Regel OK, weil ich Podcasts oder Musik hörte. Aber später im Verlauf der Nacht als der Körper richtig müde wurde und der Geist anfing den Unsinn in Frage zu stellen begann das eigentliche Mentaltraining 🙂 Mein Mentaltraining bestand also darin das gesetzte Ziel zu erreichen, obwohl der Körper und der Geist es eigentlich ablehnten weiter zu gehen. Es sollte eine Art Simulation des Gipfelsturms sein.
Was half mir in solchen Situationen und auch am Gipfel und wie habe ich mich motiviert nicht aufzugeben?
Erstens setzte ich mir erreichbare Ziele: z.B. 8-9h Wandern am Stück (ca. 25km mit 1.000 Höhenmetern – Der Aconcagua Gipfelsturm dauert auch 8-9h und man überwindet dabei 1.000hm)
Zweitens erzählte ich von meinen Trainingsvorhaben meinen interessierten Freunden. Das setzte mich zusätzlich unter Erfolgsdruck. Wenn man auf eine Aconcagua Expedition aufbricht, dann werden die meisten danach auch nach einem Gipfelfoto fragen.
Drittens setzte ich mir während des Trainings kleinere Zwischenziele, die ich mit einer kleinen Belohnung verknüpfte. In meinem Fall funktionierten kleinere energiereiche Leckereien, auf die im Alltag normalerweise verzichte 🙂
Viertens wiederholte ich während der harten Phase, dass diese Übung wohl nichts im Vergleich zu der richtigen Herausforderung in den Anden sei.
Schließlich ging ich nach Argentinien mit dem Bewusstsein, dass ich wahrscheinlich viel mehr als der durchschnittliche Bergsteiger getan habe. Das gab mir viel Selbstvertrauen. Ich fühlte mich gut vorbereitet und hoch motiviert, um das Abenteuer zu genießen.
Ein andere Motivation am Berg war mein zweites Expeditionsziel: Die Produktion einer umfassenden Aconcagua Dokumentation, welche insbesondere die harten Passagen zeigt. Dieses zweite Ziel war gleich zweifach wirksam: 1) Die Dreharbeiten lenkten etwas von den Strapazen ab. 2) Der Wille eben das zu dokumentieren, was schmerzt und wo andere gerade noch Luft zum gehen haben, war ein zusätzlicher Antrieb.
Die Zusammenstellung der Ausrüstung
Mein Startpunkt, war meine Kilimanjaro Ausrüstung, die ich vier Jahre vor der Aconcagua Expedition benutzt hatte. Das bedeutet, dass ich praktisch alle Teile für das Hochgebirge ergänzen musste. Die wichtigsten Teile sind die Expeditionsschuhe, eine warme Daunenjacke und ein warmer Schlafsack. Bereits früh in der Vorbereitungsphase habe ich beschlossen diese Ausrüstungsteile in Mendoza zu mieten. Schaut euch meine Aconcagua Packliste an. Dort habe ich auch die genauen Produktbezeichnungen meiner Ausrüstungsgegenstände vermerkt.
Ich ließ meine Apple Watch zu Hause?!?
Ich liebe Gadgets und bin ein Selbstvermessungs-Fan.Ich gehörte zu den ersten überhaupt, die eine Apple Watch hatten. Deshalb war es von Anfang an klar, dass ich während der Expedition alle GPS Daten zusammen mit meinem Puls aufzeichnen würde. Zusätzlich erfasste ich mindestens zwei mal am Tag meine Sauerstoffsättigung im Blut. Trotz meiner Liebe zu den Geräten ließ ich meine Appel Watch zum ersten mal zu Hause. Ich glaubte einfach nicht, dass sie den Herausforderungen gewachsen sei und ich nur unnötigen Stress mit dem täglichen Aufladen hätte. Für die Expedition kaufte ich keine neuen „Spielzeuge“ und vertraute ausschließlich auf meine Bewährte Ausrüstung, die ihr in der Ausrüstungsliste findet.